Hej zusammen,
in der Welt des skandinavischen Designs gibt es große Namen. Und es gibt jene, die sich leise, aber beständig in unser ästhetisches Gedächtnis einprägen.
Bengt Orup gehört zu Letzteren.
Seine Glasobjekte wirken zurückhaltend, fast nüchtern und genau darin liegt ihre Kraft:
Glas mit Linie, Struktur und Präsenz.
Als Gestalter, Maler und Visionär formte er nicht nur Vasen und Gläser, sondern ein Gefühl für Raum, Licht und Rhythmus, das heute moderner wirkt denn je.
Wer war Bengt Orup?
Bengt Orup wurde 1916 in Lund geboren, ausgebildet zunächst als Maler in Stockholm und Paris.
Sein Weg führte ihn in die Kunst, aber seine Leidenschaft für Materialität und Form brachte ihn bald zur Glaskunst.
Ab 1950 arbeitete Orup für Johansfors Glasbruk in Småland, eine der ältesten Glasmanufakturen Schwedens.
Hier entwickelte er über zwei Jahrzehnte hinweg ein Werk, das bis heute zwischen angewandtem Design und Kunstobjekt balanciert.
Orups Designhandschrift: Linie als Sprache
Was seine Arbeiten unverkennbar macht, ist das Zusammenspiel aus:
🔹 Klare, oft geometrische Formen
Orup bevorzugte zylindrische, kelchförmige oder leicht konische Gefäße, die ihre Wirkung nicht aus Komplexität, sondern aus Proportion beziehen.
🔹 Eingeschliffene oder gravierte Linienmuster
Viele seiner Vasen und Trinkgläser zeigen parallel verlaufende Linien, oft in zarten Gravuren oder sandgestrahltem Dekor – wie gezeichnetes Licht im Glas.
🔹 Farblos oder sanft getöntes Glas
Orup liebte Transparenz. Die meisten seiner Stücke sind klar oder leicht getönt, um die Gravur und das Lichtspiel noch stärker wirken zu lassen.
Bekannte Serien und Arbeiten
🥂 Trinkgläser mit Liniendekor (1950er–60er)
Schlanke, elegante Gläser mit feinen, handgravierten Ringen oder geometrischen Mustern – schlicht, ikonisch, funktional.

🧊 Zylindervasen mit grafischer Struktur
Eines der bekanntesten Objekte von Orup: Vasen mit kreisförmigen oder diagonalen Gravuren, häufig in Serie produziert – aber jedes Stück wirkt individuell.
🎨 Freie künstlerische Arbeiten (Unika)
Neben Serienglas entwickelte Orup auch Einzelstücke, oft mit experimentellen Gravuren oder kombinierten Techniken. Diese Arbeiten sind heute in Museen und hochwertigen Sammlungen zu finden.
Warum Bengt Orup heute wieder gefragt ist
In einer Wohnkultur, die auf Qualität, Zurückhaltung und Materialbewusstsein setzt, ist Orups Werk aktueller denn je:
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Seine Objekte sind kombinierbar mit Holz, Leinen, Stein
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Sie lassen Licht zu einem gestalterischen Element werden
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Und sie wirken wie grafische Kompositionen im Raum
Seine Gläser erzählen von Rhythmus, Zeit und Konzentration.
Mein persönlicher Tipp
Orup-Glasobjekte entfalten ihre Wirkung besonders gut im Tageslicht, zum Beispiel:
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auf einer Fensterbank
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auf einem hellen Sideboard
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in Kombination mit einer skandinavischen Keramikvase oder naturbelassenem Holz
Eine Vase von Orup braucht nicht viele Blumen. Ooft reicht ein einzelner Zweig oder einfach Licht, das auf ihr ruht.
Wie man Originale erkennt
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Signatur: viele Stücke sind graviert mit "Johansfors" + "Orup" oder Seriennummern
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Gravuren: oft fein, regelmäßig, per Hand ausgeführt
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Formen: schlicht, funktional, keine aufgesetzte Dekoration
Wer Stücke aus der "Linje"-Serie oder ähnliche Arbeiten entdeckt, hält nicht nur Glas, sondern gezeichnete Stille in der Hand.
Fazit: Bengt Orup – Der Poet der Linie im Glas
Bengt Orup war ein Gestalter, der das Unsichtbare sichtbar machte. Durch Linien, die nicht laut sprechen, aber tief wirken.
Seine Werke sind nicht „Vintage im Trend“, sondern bleiben.
Für alle, die skandinavisches Glasdesign mit Substanz und Seele suchen, ist Bengt Orup eine Entdeckung. Oder eine stille, lang gepflegte Liebe.


