Hej zusammen,
in einer Welt, in der Design oft laut um Aufmerksamkeit buhlt, ist die Stimme von Karin Björquist wohltuend still. Ihre Entwürfe sind unaufgeregt, aber durchdacht. Klar, aber nie kühl.
Sie verstand Keramik als Teil des täglichen Lebens – und formte sie so, dass sie sich nicht aufdrängte, sondern begleitete.
Ihr Werk, das vor allem für Gustavsberg entstand, gehört zur Grundlage dessen, was wir heute als zeitloses skandinavisches Design bezeichnen: zurückhaltend, harmonisch, menschlich.
Frühe Jahre: Von der Zeichnung zur Form
Karin Margareta Björquist wurde 1927 in Säffle geboren. Schon früh zeigte sich ihr zeichnerisches Talent. Sie studierte an der Kunsthochschule Konstfack in Stockholm – dort lernte sie nicht nur das Handwerk der Keramik, sondern auch die tiefe Verbindung von Material, Funktion und Lebensstil kennen, die das schwedische Designverständnis prägt.
1950 trat sie in die traditionsreiche Gustavsbergs Porslinsfabrik ein – ein Schritt, der nicht nur ihre Karriere, sondern auch das Gesicht der schwedischen Alltagskeramik prägen sollte.

Die Zusammenarbeit mit Gustavsberg
In den folgenden Jahrzehnten war Karin Björquist eine der prägenden Gestalterinnen im Hause Gustavsberg – neben großen Namen wie Stig Lindberg oder Wilhelm Kåge.
Doch im Gegensatz zu ihren Kollegen, die oft mit expressiven Formen und Farben arbeiteten, blieb Björquist minimalistisch, funktional und formbewusst.
Sie entwarf vor allem:
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Service für den Alltag
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formschöne Becher, Krüge und Schalen
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langlebige Gebrauchskeramik mit klarer Handschrift
Bekannte Serien und Werke
🍽️ "Nobelservisen" (1991)
Ein Höhepunkt ihrer Karriere: das offizielle Service für das Nobelbankett in Stockholm, entworfen anlässlich des 90-jährigen Jubiläums des Nobelpreises.
Das Geschirr ist zurückhaltend, elegant, festlich, aber nicht protzig – ganz in der skandinavischen Haltung zur Gastlichkeit: warm, stilvoll, funktional.

☕ Alltagsservice für Gustavsberg (1950er–70er)
Viele ihrer Serien sind bewusst unauffällig und robust gestaltet, damit sie über Jahrzehnte nutzbar bleiben.
Typisch sind:
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matte Glasuren in gedeckten Tönen
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klar definierte Silhouetten
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ein feines Gespür für Proportion und Haptik
Oft wurden ihre Stücke nicht namentlich vermarktet – was dazu führt, dass man ihre Arbeit heute nicht auf den ersten Blick erkennt, sondern erspürt.
Formensprache: Klarheit mit Wärme
Björquists Entwürfe spiegeln ein tiefes Verständnis für die Balance zwischen Form und Funktion.
Sie wollte kein Design „für die Vitrine“ – sondern für den gedeckten Tisch, den Alltag, das Leben.
Ihr Stil ist geprägt von:
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nordischer Zurückhaltung
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funktionaler Klarheit
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Materialien, die sich natürlich anfühlen
Und doch spürt man in ihren Objekten eine fast meditative Tiefe – die Stille einer Tasse, die genau richtig in der Hand liegt.
Einfluss und Haltung
Karin Björquist war nie laut in ihrer Selbstinszenierung. Und doch war sie eine zentrale Figur in der Geschichte des modernen schwedischen Designs.
Sie war überzeugt, dass gutes Design den Menschen dient, nicht sich selbst.
Diese Haltung hat sie zeitlebens vertreten – sei es in der Gestaltung, im Unterricht (sie war später auch als Lehrerin tätig) oder in der Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben.
Mein persönlicher Tipp für dein Zuhause
Wenn du Björquists Entwürfe in deine Wohnkultur integrieren möchtest, suche nicht nach dem spektakulären Einzelstück – sondern nach dem stillen Objekt, das du täglich verwenden willst:
Ein Becher, eine Teekanne, eine Schale.
Lass sie Teil deines Alltags werden – und spüre, wie sich gute Gestaltung nicht aufdrängt, sondern sanft mit deinem Rhythmus verbindet.
Fazit: Zeitlose Begleiter mit Substanz
Karin Björquist hat ein Werk hinterlassen, das leise spricht, aber lange bleibt.
In einer Welt, die oft von Trends und Sichtbarkeit getrieben ist, erinnern uns ihre Entwürfe daran, dass echte Qualität sich nicht aufdrängt – sie begleitet.
Skandinavisches Vintage-Design in seiner ehrlichsten Form: still, klar, nahbar.
Und genau deshalb hat es Seele.

